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(1915) [MARC] Author: Aage Madelung - Tema: War
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— 6? —
Stadt umher. Die Hälfte der Häuser, alle einigermaßen
wohlhabend aussehenden Wohnungen sind leer. Die
Menschen, die darin wohnten, sind fort, und nur verein-
zelt sind sie zurückgekehrt. Viele Fensterscheiben sind ein-
geschlagen, hier und da ist auch eine Türfüllung einge-
treten, wahrscheinlich von einem schwerbestieselten Fuß.
Von der Straße aus kann ich in einige Häuser hinein-
blicken. Ungeladene Gäste habeninSchränken undSchub-
laden herumgewühlt, haben Wertsachen gesucht und mit-
genommen und dasübrige in wilder Unordnung auf dem
Boden zurückgelassen ...
Mir begegnet eine Prozession. Voran geht ein Sa-
kristan, eine brennende, heilige Lampe und ein Kreuz tra-
gend. Bei jedem Schritt läutet eine kleine Silberglocke.
Hinter ihm schreitet, lässig und seiner Macht und Würde
bewußt, ein junger Diener Gottes und der Kirche. Die
wenigen Passanten machen vor der Prozession halt, be-
kreuzigen sich und beugen das Knie. Auch ich habe gerade
Zeit, stehenzubleiben und meine Mütze herunterzu-
reißen. Dieser Aufzug in der halbleeren Stadt macht
auf mich einen seltsamen Eindruck, zugleich beruhigend
und verwirrend, es wird mir aber nicht klar, was dieses
zwiespältige Empfinden in mir hervorruft. Jenseits der
Stadt, da, wo die Holzbrücke über den kleinen Fluß führt,
sind einige Scheunen als Baracken eingerichtet. Vor
ihnen stehen Soldaten, die wohl hier krankheitshalber ab-
gesondert sind. Nahe der Eisenbahn sind auf einem Platz
viele Räderspuren und Spuren von Pferdehufen von der
Erde abzulesen. Der Platz ist jetzt ganz leer. Die Pferde
waren, wieich sehe, aneinenHolzzaungebunden undhaben
Mein Kriegstagebuch

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Project Runeberg, Sun Dec 10 13:22:38 2023 (aronsson) (download) << Previous Next >>
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