- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 3. Die Moralphilosophie

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58 ERNST CASSIRER
anderen Charakter als den der psychologischen Feststellung und der
genetischen Ableitung besitzen, und beides muss sich gleichmässig und
ohne Unterschied auf alle Moralsysteme beziehen, die jemals in der
Menschheit hervorgetreten sind. Was gefordert und geleistet werden
kann, ist die vollständige Beschreibung dieser Systeme, nicht aber eine
Entscheidung zwischen ihnen; denn jede solche Entscheidung würde
ein Moment der Willkür und somit der Unwissenschaftlichkeit in sich
schliessen.1)
Wenngleich ich indes, in Bezug auf die hehre der Relativität aller
moralischen Vorstellungen und Urteile, keinen prinzipiellen Unter-
schied zwischen Hägerströms Anschauung und der Grundauffassung
der antiken Sophistik erkennen kann, so liegt es mir doch völlig fern,
beide in systematischer Hinsicht auf ein und dieselbe Linie zu stellen.
Denn die systematische Bedeutung eines philosophischen Gedankens
ergibt sich —• wie früher bereits betont wurde —- niemals
aus seinem Inhalt allein. Um sie zu beurteilen, muss man stets
den Begründungszusammenhang ins Auge fassen, in welchem er
steht. Und in der Art, wie er seine These begründet hat, weicht
’) Die hier gegebene Darstellung der Grundgedanken von Hägerströms Moral-
philosophie stützt sich im wesentlichen auf seine akademische Antrittsvorlesung
»Om moraliska föreställningars sanning» (1911), auf den Aufsatz: »Kritiska punk-
ter i värdepsykologien »(Festskrift för B. O. Burman, 1910) und auf .die Schrift:
»Till frågan om den objektiva rättens begrepp I. Viljeteorien (1917). Nicht berück-
sichtigt ist hierbei die Eehre, die er in seiner Schrift »Stat och Rätt» (i9°4) aufge-
stellt hat. Denn hier steht er auf einem völlig anderen Boden. Der Begriff eines
»objektiven Sollens» wird in dieser Schrift nicht nur festgehalten, sondern er steht
geradezu in ihrem Mittelpunkt. Hier ist nicht nur, im Sinne Kants, von der Pflicht
als etwas Unbedingt-Gebotenem die Rede (S. 26, 48), sondern es wird auch der
Relativität der »Güter» ein absolut-Gutes gegenübergestellt und als Prinzip des
Willens erklärt (S. 38). Und hier wird auch in der Grundlegung der Ethik der
Psychologismus unbedingt verworfen und demgemäss jede bloss sozialpsycholo-
gische Betrachtung und Behandlung ethischer Probleme aus allgemeinen metho-
dischen Gründen abgelehnt (S. 2 f., 10 f.) Dass dies alles mit dem Standpunkt,
den Hägerström später in seinen Schriften zur Wertlehre und zur Rechtspilosophie
einnimmt, unvereinbar ist, liegt auf der Hand. Es muss sich also in dem Zeitraum
zwischen 1904 und 1911 eine entscheidende Umwälzung in seiner Philosophie voll-
zogen haben — und es wäre wichtig und interessant, wenn wir über die intellek-
tuellen Motive, die zu ihr geführt haben, genauer orientiert wären. Aber die
Selbstdarstellung Hägerströms enthält hierüber keine Aufklärung; die Schrift
»Stat och rätt» wird hier nur im Schriftenverzeichnis erwähnt, ohne dass auf
ihre Stellung im Ganzen von Hägerströms Entwicklung eingegangen wird.

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