- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 2. Die Kritik des Subjektivismus

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26 ERNST CASSIRER
telbare, sondern unmittelbare Erkenntnis der Realität geben kann und
geben muss. Und sie wandten eben dies Argument an, um den Hu-
meschen Skeptizismus und Subjektivismus zu bestreiten und zu ent-
wurzeln.1) Kant hat diese Form der Argumentation als ungenügend
erkannt, und er hat sie, in der Vorrede zu den »Prolegomena», scharf
zurechtgewiesen. Er will den Humeschen Subjektivismus mit anderen
und stärkeren Gründen bekämpfen, und er geht zu diesem Zwecke
nicht von den Urteilen des »common sense», sondern von dem logi-
schen Bestand der wissenschaftlichen Erkenntnis aus. Die Analyse
dieses Bestandes soll zeigen, dass und warum die Humesche These un-
haltbar ist. Und nichts hat sich Kant so angelegen sein lassen, als
eine scharfe Grenzlinie zwischen seinem eigenen »kritischen Idealismus »
und dem Vorstellungs-Idealismus Berkeleys oder Humes zu ziehen. Er
will nicht vom psychologischen Selbstbewusstsein und von den »Tat-
sachen» dieses Selbstbewusstseins ausgehen. Die »Fakta,» die er seiner
Untersuchung des Realitätsbegriffs zu Grunde legt, liegen an anderer
Stelle. Es ist das »Faktum » der Mathematik und der mathematischen
Naturerkenntnis, das er zum Ausgangspunkt seiner Kritik macht. In
diesem Sinne hat er seinen Idealismus, im Unterschied zum psycholo-
i) Einer der ersten Denker, der, gegenüber der Auflösung des Gegenstandsbegriffs
in eine Summe einfacher Perzeptionen, die Lehre von der unmittelbaren Er-
kenntnis der Realität verfochten hat. scheint Richard Price gewesen zu sein.
»Every perception » — so sagt er — »being the perception of something, implies
some kind of reality distinct from and independent of itself; nothing being
more grossly absurd, than to suppose the perception, or apprehension of a thing,
to be the same with the thing itself. » Dass Prices Lehre einen starken Einfluss
auf die Problemstellung und Grundauffassung der gesamten »Schottischen Schule »
geübt hat, ist von Torgny T. Segerstedt in seiner Schrift »The problem of know-
ledge in Scottish Philosophy», (Lunds Univers. Årsskrift, N. F. Avd. i, Bd. 31,
Nr. 6, 1935) treffend dargelegt worden (S. 19 ff). Aber selbst innerhalb des Kreises
des strengen Cartesianismus ist die Ansicht, dass das Bewusstsein unmittelbar
nur seine eigenen »Ideen» kennt, niemals alleinherrschend gewesen. Die These,
dass es eine nicht nur mittelbare, sondern unmittelbare Erkenntnis der Realität
gibt, ist z. B. in scharfer Form von Antoine Arnauld in seiner gegen Malebranche
gerichteten Streitschrift »Des vraies et des fausses idées » verfochten worden.
Diese Schrift Arnaulds hat Thomas Reid, der Begründer der »schottischen Schule »,
gekannt, und er hat sich ausdrücklich auf sie berufen. Die Lehre von der »un-
mittelbaren Erkenntnis» der Wirklichkeit hat somit, auch wenn wir nur die
Entwicklung der neueren Philosophie ins Auge fassen, eine reiche und interessante
Vorgeschichte; und es würde sich der Mühe lohnen, diese Vorgeschichte einmal
zusammenfassend darzustellen.

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