Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - VII. Esra. Der Gründer des Judentums - 5
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— 235 —
Das war nicht ein Gebet: es war ein Strafgericht. Die
Menge waıf sich auf die Knie und weinte. Die Stunde
des Sündenbekenntnisses war hereingebrochen.
Eines der Oberhäupter, Schekanja ben Jechiel, erhob
sich und sprach:
„Laßt uns nun einen Bund schließen mit unserem
Gott, indem wir uns verpflichten, unsere heidnischen
Frauen mitsamt ihren Kindern wegzuschicken, nach
dem Gesetze. Auf, Esra, denn dir obliegt diese Tat.
Wir werden mit dir sein!“
— Mein Herz blutet, Schekanja, antwortet Esra leise,
da ich dieses unglückliche Volk vor mir sehe. Mein
Mund weigert sich, ein Toodesurteil zu sprechen über
diese zahllosen Familien, über diese Frauen, die Wit-
wen werden sollen, über diese armen unschuldigen Kin-
der, die wir zu- Waisen machen sollen. Kannst du es
fassen, Schekanja, welch eine grausige Tat uns bevor-
steht, da wir unsere Hände ausstrecken, um in lebendiges
Leben vernichtend einzugreifen ?
— Keine Schwäche in solcher Stunde, ruft Schekanja.
Sei tapfer, Esra, tue deine Pflicht!
Lange sitzt Esra schweigend und ringt mit sich selbst.
Doch die erregte Menge wartet auf das entscheidende
Wort. Immer deutlicher wird die allgemeine Unruhe.
Jeder Augenblick ist kostbar, alles steht auf dem Spiele.
Da erhebt sich Esra zögernd und sagt halblaut, als
spräche er zu sich selbst:
— Es gibt Zeiten, da Mitleid Sünde ist. Wenn es gilt,
ein Volk vor sicherem Untergange zu retten, dann tritt
der einzelne und sein Recht zurück: alle und alles ge-
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