Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - II. Amos. Der Hirte als Prophet
<< prev. page << föreg. sida << >> nästa sida >> next page >>
Below is the raw OCR text
from the above scanned image.
Do you see an error? Proofread the page now!
Här nedan syns maskintolkade texten från faksimilbilden ovan.
Ser du något fel? Korrekturläs sidan nu!
This page has never been proofread. / Denna sida har aldrig korrekturlästs.
— 46 —
dienst. Was ist aus der reinen Gotterkenntnis Jakobs
geworden? An dieser Stelle, wo Jakob die Pforte zu
seinem Himmel gefunden, schauen nun meine Augen
dieses gewaltige Heiligtum: prachtvolle Opferaltäre,
hoffärtige Priester, einhergehend in gleißendem Ornat,
festlich gekleidete, übermütige Menschen, die opfern,
niederknien, singen und tanzen, essen und trinken und
sich gütlich tun — doch der Herr weilt nicht unter
ihnen. Das reine Gotterlebnis Vater Jakobs ist hier zu
abstoßender Volksbelustigung erniedrigt. Wie konntest
du so tief sinken, mein Volk Israel!
Da kam es über mich. Es war mir, als ginge dieses
ganze Volk singend und tanzend seinem Untergange
entgegen. Das Heiligtum erschien mir wie ein großer
Friedhof, der seinen Rachen aufgetan, um dieses ganze
Geschlecht zu verschlingen, von welchem der Herr sein
Angesicht für immer abgewandt. Ich stürztemich mitten
unter die Menge, und eine fremde Stimme, die nie
die meine war, sang aus mir, nach der alten Trauer-
melodie, die Totenklage über Israel:
Gefallen ist sie,
nimmer steht sie auf —
die Jungfrau Israel!
Geschlagen ist sie
in dem eignen Land —
Keiner sie aufrichiet!
Auf allen Plätzen Jammer,
in jeder Gass’ tönt’s: Weh!
Zur Klag’ man vuft den Landmann,
zum Weinen Trauersänger.
In jedem Weinberg Jammer !
<< prev. page << föreg. sida << >> nästa sida >> next page >>
