Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - IX. Das Troizkij-Kloster und weiter südwärts
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Das Troizkij-Kloster und weiter siidwarts. 155
cheren Strande hinunter, wo Netze zum Trocknen hangen und an
Land gezogene Boole liegen. Der grohte Unterschied zwischen ihnen
ist der, ob sic eine Kirche haben oder nicht,- ein Kirchhof ist selbstver
standlich etwas viel Feineres als ein gewohnliches armseliges Dors.
Wovon diese Menschen leben, ist schwer zu sagen. Meist wohl
vom Fischfang im Fluh, sowie vom Handel mit den Eingeborenen,
besonders vom Pelz- und Fischhcmdel: sic treiben ferner Viehzucht,
und hier und da haben sic wohl auch einen kleinen Nenntierbestand.
Ackerbau gibt es hier noch nicht.
Ein herrlicher milder Abend! Trotz des Gegenwindes karm
man ohne Überzieher auf Deck sitzen und sich dort ganz behaglich
fiihlen. Dabei befinden wir uns noch auf 64° 40’ nordlicher Breite:
Sibirien scheint demnach nicht so lall zu sein. wie behauvtet
wird. Allerdings ist der Winter kalt, aber der Sommer karm
sehr heih sein. Das Schlimmste im Sommer sind die Miicken: sic
kommen in ganzen Wollen, mit ihnen noch greulichere kleine Stech
fliegen. Wostrotin sagt, die Kiihe magerten jedesmal ab und
wiirdeu im Winter, menn sic im Stalle mit Hev gefiittert werden,
fetter, als wenn sic im Sommer mil den Miicken, Fliegen und
Bremsen als Gesellschaft im Grase herumliefen.
Aber um Himmels tvillen! Was glanzt dort im Siidoften am
Waldrcmd plotzlich fiir ein gelder Feuerschein auf: das sieht ja wie
ein Waldbrcmd aus! Nem — es ist nur der Mond, der langsam
iiber der Uferboschung emporsteigt, wahrend sich jeder Vaumwipfel
scharf gegen ihn abhebt. Er steigt hoher und sendet einen zitternden
Lichtstreifen iiber die Wasserflciche zu uns her. Es ist beinahe Voll
mond, er erhebt sich ganz iiber den schwarzen Waldessaum. Wie
goldig rot die Scheibe und der Lichtstreifen gegen das blaue Him
melsgewolbe und die blaue Wasserflciche abstechen! Und welche
Macht er hat: der ganze Luftraum wird zu einem wunderbaren
Traum der Nacht und der Einsamleit. — Am ganzen Himmel lein
Wolkchen — nur ein paar dunkle Vanke tief unten im Siidmesten.
Entlang dem Horizont in Nordwesten liegt noch ein tiefroter Wider
schein des Tageslichtes: durch Gelbgriin geht er in das unergriind
liche Vlau über, das sich hoher droben mit hundert bleichen Stemen
iiber uns wolbt. Am siidlichen Horizont sehen wir unter dem Monde
einen violetten Lichtschleier.
Taktfeste Kolbenschlage der Maschine treiben uns siidwarts.
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