Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - VI. Deutero-Jesaja. Der leidende Gottesknecht - 5
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— 205 —
entschlossen einem neuen Wege zu, mit einem neuen
Ziele vor Augen. Der Prophet wußte, daß er in dieser
gnadenreichen Stunde zu einem ganzen Zeitalter sprach;
vielleicht auch zu kommenden Geschlechtern, zu einer
ungeborenen Menschheit. |
Ein Weiser, der als erster vor anderen die Einheit
des Geschehens geahnt, gestaltete das Weltbild, das sich
seinem inneren Blicke offenbarte:
— Was wir Menschen wahrnehmen, sind Bruchstücke
des Geschehens, doch im Leben des Menschengeschlech-
tes gibt es keine Bruchstücke. Alles, was geschieht, hängt
zusammen. Das Dasein ist ein ungeteiltes Ganzes. Wir
sehen Funken, die herumfliegen im Weltenraume, doch
wir sehen nicht das große Feuer, das unaufhörlich durch
das All glüht. Unsichtbare Fäden binden zusammen
Volk mit Volk, Generation mit Generation, Uraltes mit
Splitterneuem. Der Funke, der einst in den Seelen der
Urväter entzündet ward, glüht in den Spätgeborenen
nach. In der Luft, die wir atmen, zittert der Nachhall
der Urstimmen von Jahrtausenden. Wir alle, vergangene
und kommende Geschlechter, sind Soldaten in der ewi-
gen Menschenarmee Gottes, die berufen ist, mitzuar-
beiten an der Vollendung des göttlichen Schöpfungs-
werkes. Wir alle, Heilige und Helden, Träumer und
Tatmenschen, gehen auf verschiedenen Pfaden dem
gleichen großen Ziele zu, dem Endziele — „b’acharit
hajamim!“ In diesem ständigen Strome des Schaffens,
des endzweckbestimmten Schaffens, gibt es kein
Ende und keinen Anfang, kein Atemholen und keinen
Stillstand. Was heute geschieht, ‘ist Fortsetzung und
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