Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - VI. Deutero-Jesaja. Der leidende Gottesknecht - 3
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— 189 —
Vasalls ist auf aller Lippen, doch keiner wagt ihn aus-
zusprechen. Wie ein gottgesandter Sturm rast er durch
die Länder und legt mächtige Völker unter seine Füße.
Zuerst schleuderte er zu Boden seinen Herrn Astyages,
den mächtigen Herrscher von Medien. Dann unterwarf
er den reichsten der Könige, Krösus, den gewaltigen Bun-
desgenossen unseres Königs Nabonid. Sardes, die Perle
unter den Städten, ist jetzt in seinem Besitz.
— Die Staatswache ist ständig hinter ihm her, wirft
ein Dritter ein. Vor einigen Tagen erzählte man, er sei
mißhandelt worden. Man sprach davon, daß er wegen
des Verdachtes des Hochverrats zur Verantwortung ge-
zogen werden sollte. Jedesmal entschlüpft er im ent-
scheidenden Augenblick. Es ist geradezu, als wäre er
nicht zu fassen. Ein seltsamer Mann, dieser Jesaja!
Das Gespräch verdämmert leise. Die Seelen sind be-
drückt von Ahnungen, doch keiner findet das rechte
Wort, ihnen Gestalt zu geben. Nach einer Weile nimmt
der Älteste wieder das Gepräch auf. Er hat sich offen-
sichtlich zu einer entscheidenden Aussage gesammelt;
es ist, als verkläre ein Schimmer des inneren Erleb-
nisses sein pergamentfarbenes Antlitz. Er wendet sich
an den, der zuletzt gesprochen:
— Du sagtest: ein seltsamer Mann, dieser Jesaja. Doch
er ist mehr als seltsam; er ist ein neuer Mann, Träger
einer neuen Botschaft. Er hat das seltene Glück in dieser
Zeit der Erneuerung zu leben, die der Herr über uns
hat kommen lassen, und er besitzt die Gottesgabe, zu
ahnen, was kommt, lange vor uns anderen. Deshalb
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