Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - IV. Jeremia. Der Prophet des neuen Bunde - 9
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— 13 —
fliegt ein Stein gegen das Haupt des Propheten. Jeremias
Stirn blutet, doch er achtet nicht darauf. Ihm ist, als
nahte endlich der befreiende Engel, um seine Seele vom
zerstörten Körper zu lösen. In diesem Augenblicke wirft
sich Baruch der rasenden Menge entgegen und stellt sich
schützend vor den Propheten:
— Höret auf, unschuldig Blut zu vergießen. Seid ihr so
verblendet, daß ihr nicht Gottes Siegel auf der Stirn
dieses Heiligen wahrnehmet ? Seit vierzig Jahren steht er
in unserer Mitte, nein, abseits von uns, über uns, einer
gegen alle. Sein ganzes Leben war ein Leiden ohne-
gleichen. Keine Qual ist ihm erspart geblieben. Alle
menschliche Roheit und Gemeinheit haben sich gegen ihn
erhoben. Doch unerschüttert verharrte er auf dem Platze,
wohin der Herr ihn gestellt, einsam, ohne Bruder oder
Freund, ohne Weib und Kind — der tapferste Held, der
heiligste Dulder, der je in unserer Mitte gelebt. Ahnt ihr
denn nicht das Göttliche, das von diesem Manne aus-
strahlt ? Versteht ihr nicht, daß er mit seinem leidenden
Leben uns alle adelt, daß er Glanz ausgießt über unser
dunkles Dasein, daß er den Namen Mensch heiligt ? Ver-
gesset seine Worte, verbrennet sein Buch, doch übrig
bleibt der Mensch Jeremia, das strahlende Vorbild, zu
dem kommende Geschlechter aufblicken werden wie zu
einem der Höchsten des Menschengeschlechtes.
Raset nicht vergeblich, werfet nicht Steine — Jeremia
könnt ihr nicht töten. Er ist eine Lebensmacht geworden,
eine Flamme, die nie mehr verlöschen kann!
Vor vierzig Jahren stand ich in seiner Nähe als Men-
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