- Project Runeberg -  Die person Muhammeds in lehre und glauben seiner gemeinde /
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(1917) [MARC] Author: Tor Andræ
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - III. Die unfehlbarkeit ('isma) des propheten

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Die unfehlbahrkeit den propheten

141

Es heisst, wie es Goldziher zuerst hervorgehoben hat,1 den wahren
ursprung der mu’tazilitischen richtung völlig zu verkennen, wenn
man ihrem hervortreten etwa ein aufklärerisches interesse als
motiv unterschiebt. Die ersten mu’taziliten verliessen, falls die
tradition im rechte sei, wegen meinungsverschiedenheit in einer
ethischen frage ihren orthodoxen lehrer. Und das ist nun
tatsächlich die wahre triebfeder der mu’tazilitischen Opposition: ein
strenger moralismus, der die vulgärsunnitische
auf-fassung vor allem wegen ihrer sittlichen konsequenzen
anfeindet. Den Übergang zu einer entwicklung in
rationalistischer richtung vermittelt der Intellektualismus, der freilich der
orthodoxen theologie nicht fremd ist, die muctazila aber vom
an-fang an in besonderem grade kennzeichnet.

Wenn im Islam über den freien willen gestritten wird, ist
es, ganz wie in der kontroverse zwischen Augustinus und
Pela-gius, eben der moralismus, der die freiheit bis aufs äusserste
behauptet. Wie Pelagius als »heiliger» asket geschildert wird,2 so
werden auch die häupter der älteren muctazila wegen des strengsten
zuhd gerühmt. Mag nun auch die parteiische darstellung des
}Alimed b. Jahjä b. al-Murtadä eine Schönfärberei sein, sie zeigt
uns wenigstens, wie sich die muctaziliten selbst geben wollten.

Die wichtigsten metaphysichen sätze der muctaziliten sind
durchgehends ethische postulate. Bei ihrer lehre von Gottes
qadar und ladl ist dies ohne weiteres klar. Die attribute
bestreiten sie, eben weil der glaube an den vermenschlichten gott
mit seinem launenhaften, unberechenbaren und beschränkten wesen
die klarheit und absolutheit der ethischen Voraussetzungen
ernstlich gefährdet. Von ihrem moralistischen Standpunkt aus
bestimmen sie in desperatem gegensatz zu ihren murgitischen
anti-poden den glauben sogar als: das unterlassen schwerer Sünden.3
Freilich haben sie bei der feststellung des zum glauben
erforderlichen sittlichen minimums vielfach einer quantitativen
betrach-tungsweise geopfert. Wer 200 dirhem oder darüber stiehlt, ist
ein fäsiq, meint al-Nazzäm.4 Bisr b. al-Muctamir setzte die
verhängnisvolle grenze auf zehn dirhem.5 Gacfar b. al-Mubassir
meinte, dass das stehlen auch eines körnchens — wohl weil es

1 Vorlesungen über d. Islam 100 f.

2 Harnack, Dogmengeschichte IIIIV, 169.

3 Kitäb al-Farq 130. 4 Kitäb al-Farq 129.
5 Ibn Hazm IV, 203.

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