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94

(1916) [MARC] Author: Sven Hedin - Tema: Russia, War
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 10. Die Russen in Ostpreußen

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94 Zehntes Kapitel.

wieder geändert haben, denn in den dunklen Wintermonaten verging kein
Abend, an dem nicht ein Haus brannte. Auf die Klagen der Deutschen
antworteten die Nussen zynisch, die Stadt müsse beleuchtet werden!
Jch nahm eine Weile im Amtsraum des Bürgermeisters Plaß, und
einige alte Frauen, die die Nussenzeit miterlebt hatten, wurden herbeigeholt.
Eine achtundsiebzigjährige Frau F. war von russishen Soldaten shänd-
lih vergewaltigt worden und berichtete unter Tränen, daß sie eine unheil-
bare Krankheit davongetragen habe. Sie war ein kleines vertrocnetes,
bleihes Wesen. Unter ihrem Kopftuch sah man ein Gesicht mit zahlreichen
Runzeln! Als die ersten Nussen kamen, waren sie und alle übrigen, die
dageblieben waren, in das Oschkinatishe Haus eingesperrt worden, wo
sie dreimal vierundzwanzig Stunden gefangengehalten wurden, um nicht
sehen und nicht dagegen protestieren zu können, was mit ihrem Eigen-
tum vorging. In dieser Zeit hatten sie bloß ein einziges Mal Kohl-
suppe bekommen. Als dann neue Truppen anlangten, wurden die Ein-
wohner zum zweitenmal gefangengesezt. Man hatte jedoh gesehen,
wie die Soldaten alle Lokale stürmten, wo es Spirituoscu gab, und wie
sie getrunken, geschrien und ein Räuberleben geführt hatten. Man hatte
auh bemerkt, daß Offiziere den Soldaten wegen ihres Treibens Vor-
würfe machten; das hatte aber nichts geholfen. Alles Eß- und Trink-
bare vershwand, und allcs, was Kleider oder Leinenzeug war, wurde
gestohlen. Alle Frauen, wie alt sie auch scin mochten, waren geschändet !
Ein Herr Dreier, ein fünfundfünfzigjähriger Mann, wurde samt seinem
Sohn nah Rußland verschi>t, da sie für wehrfähig angeschen wurden.
Ich sprach auh mit einer zweiundsiebzigjährigen Frau B. und ihrer
fünfundsechzigjährigen Schwester, einem Fräulein B. Beide hatte man
vergewaltigt, die Alte außerdem ins Gesicht geschlagen und beinahe
erwürgt. Die Tochter der Frau B. war noch rechtzeitig nah Berlin
cntkommen, aber ihr kleines Mädchen war dageblieben. Das Kind hatte
den Winter über von shwarzem Kaffee leben müsscn und war merk-
würdigerweise gesund geblieben. Da die Bevölkerung doh nicht ohnc
weiteres der Hungersnot ausgelicfert werden fonnte, hatten die Soldatcu
Eingeweide, Füße und Köpfe der Schlachttiere verteilt. Gut war das
nicht, aber „der Hunger treibt es hinein“. Doch hatte es auch gefällige
Soldaten gegeben, die Suppe mit Fleisch und Kartosseln abgaben.

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