- Project Runeberg -  Das Erkenntnisproblem in Hegels Philosophie, die Erkenntniskritik als Metaphysik /
393

(1912) [MARC] Author: Adolf Phalén
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Das Erkenntnisproblem in Hegels Philosophie. 393
Umgekehrt liegt in dem Begriff des theoretischen Konstruie-
rens, der theoretischen Konstruktion, diese widersprechende Ver-
bindung von Wollen und Denken, in welcher das Denken von et-
was zugleich als ein Wollen und als ein Hervorbringen desselben
gedacht wird. Das Konstruieren will nicht nur ein Klarstellen
dessen sein, was in einem bestimmten Begriff gedacht ist, ein blos-
ser Übergang von Unklarheit zu Klarheit im Denken, sondern eine
Herleitung anderer, neuer Begriffe aus einem Begriff, dem Prinzip.
Damit müssen diese neuen Begriffe als aus dem Prinzip hervor-
gehend und dieses als jene hervorbringend gedacht sein. Da nun
andererseits diese neuen Begriffe nicht in dem Prinzip enthalten
sein sollen, so kann das Denken, das diese neuen Begriffe her-
leitet, nicht zu ihnen durch das Prinzip als das Gedachte kommen,
und da es auch nicht durch blosses Aufnehmen derselben von
anderwärts her zum Denken derselben fortgehn soll, so müssen sie
in dem Denken selbst gegeben sein. Die neuen Begriffe müssen
auf diese Weise als von dem Hervorbringenden, dem Denken selbst,
hervorgebracht gedacht werden. Damit ist dieses ein konstruie-
rendes Denken, eins mit dem Prinzip und selbst seinen Gegenstand
hervorbringend. Die Annahme der völhgen Begreiflichkeit und
Rationalität der Wirklichkeit wird nun oft der Annahme eines
solchen konstruierenden oder konstruktiven Denkens gleichgesetzt,
und wenn man z. B. bei Hegel seine apriorisch konstruktive Me-
thode verwirft, so meint man oft damit auch die Annahme der
vollen Begreiflichkeit der Wirklichkeit überhaupt verworfen zu ha-
ben. Wir haben oben gesehen, dass Kant in der Kr. d. U. in
Übereinstimmung mit seinem Standpunkt in der Kr. d. r. V. an-
nahm, dass Erkenntnis nur von dem möglich ist, was sich trans-
zendental deduzieren lässt. Nur soweit ich annehme, dass die
einzelnen Gesetze mit den allgemeinen gegeben sind, kann ich
eine notwendige Erkenntnis von ihnen annehmen. Damit ist ge-
dacht, dass ich Erkenntnis nur von dem besitze, was sich aus dem
Begriff der Natur und damit aus dem des Erkenntnisvermögens
herleiten lässt. In dem allgemeinen subjektivistischen Standpunkt
liegt auch die Forderung, dass etwas, um begriffen werden zu
können, aus dem Subjekt hergeleitet werden muss, und hiermit ist
eine konstruktive Methode gefordert. Ebenso fasst z, B. Rigkert^
den Erkenntnisinhalt als irrational auf, weil er sich nicht aus einem
Prinzip herleiten lässt.
^ Gegenstand der Erkenntnis, S. 167, 168.

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