- Project Runeberg -  Das Erkenntnisproblem in Hegels Philosophie, die Erkenntniskritik als Metaphysik /
255

(1912) [MARC] Author: Adolf Phalén
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Das Erkenntnisproblem in Hegels Philosophie. 255
fahrung die Erkenntnis erweitert, und wie mit einem Begriffe etwas
verbunden werden kann, das darin nicht gedacht ist. Ist nun
aber die Synthese überhaupt Problem, so ist es auch ein Pro-
blem, wie überhaupt Objekte aufgefasst werden können, und diese
Fragen sind ein und dasselbe. Das Hauptproblem, wie synthetische
Urteile a priori möglich sind, hat also schon hierdurch sich als eine
Frage danach erwiesen, wie ein von dem Subjekt Unabhängiges
aufgefasst werden kann.
Ferner aber zeigt es sich ja in der Analytik, dass in jeder
Erkenntnis des Gegenstandes ein Denken desselben enthalten ist.
»Ohne Sinnlichkeit würde uns kein Gegenstand gegeben und ohne
Verstand keiner gedacht werden, Gedanken ohne Inhalt sind leer,
Anschauungen ohne Begriffe sind blind. Daher ist es ebenso not-
wendig, reine Begriffe sinnlich zu machen (d. i. ihnen den Gegen-
stand in der Anschauung beizufügen), als seine Anschauungen sich
verständlich zu machen (d. i. sie unter Begriffe zu bringen). .
Nur daraus, dass sie sich vereinigen, kann Erkenntnis entspringen.»^
Der Verstand aber als das Vermögen, w^odurch Gegenstände ge-
dacht werden, wird der Sinnlichkeit entgegengesetzt als dem Ver-
mögen, wodurch uns Objekte gegeben werden. »Wollen wir die
Rezeptivität unseres Gemüts, Vorstellungen zu empfangen, sofern
es auf irgend eine Weise afliziert wird, Sinnlichkeit nennen, so ist
dagegen das Vermögen, Vorstellungen selbst hervorzubringen oder
die Spontaneität der Erkenntnis, der Verstand. Unsere Natur
bringt es so mit sich, dass die Anschauung niemals anders als
sinnlich sein kann, d. i. nur die Art enthält, wie wir von Gegen-
ständen affiziert werden. Dagegen ist das Vermögen, den Gegen-
stand sinnlicher Anschauung zu denken, der Verstand.»^ Das
Denken ist also nicht ein rezeptives Vermögen, wodurch uns Ob-
jekte gegeben werden, sondern ein aktives Vermögen, selbst sich
ein Objekt zu geben. In jeder Erkenntnis muss also das Er-
kenntnisvermögen selbst sich seinen Gegenstand geben, wenn es
auch dasselbe nicht tun kann, ohne dass der Gegenstand zugleich
durch die Sinnlichkeit gegeben ist. Später erscheint die Sache so,
dass das durch die Sinnlichkeit Gegebene nur die unverbundenen
Elemente sind, die als solche nicht ein Objekt sind, sondern erst
durch die Verstandessynthese in dem Begriff des Objekts verbunden
werden. Jedenfalls muss indessen in jeder Erkenntnis das Erkennt-
1 S. 99.
^ Ebenda; siehe auch z. B. S. 67.

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