- Project Runeberg -  Das Erkenntnisproblem in Hegels Philosophie, die Erkenntniskritik als Metaphysik /
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(1912) [MARC] Author: Adolf Phalén
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EINLEITUNG.


Die Aufgabe dieser Hegeluntersuchung.



Wenige Philosophen dürften wohl eine so verschiedene
Beurteilung erfahren haben wie Hegel. Zwischen den Extremen, der
unkritischen Bewunderung der unselbständigen Nachbeter und der
ebenso blinden Verwerfung seitens der gehässigsten Gegner, findet
sich fast die ganze Stufenleiter mehr oder weniger anerkennender
und verwerfender Urteile. So wechselnd die Wertschätzung
gewesen ist, so wechselnd auch das Interesse. Während des letzten
Teiles seines Lebens wie auch während der ersten Jahrzehnte nach
seinem Tode war er wenigstens in Deutschland der Philosoph, zu
dem es vor allem Stellung zu nehmen galt, positiv oder negativ.[1]

[1] Ein Zeugnis für die grosse Bedeutung, die man Hegel sowohl in der
Philosophie als auf anderen Gebieten zuschrieb, sind wohl Äusserungen solcher
Männer wie Marx und Engels, als deren Hauptinteresse ja nicht die reine
Philosophie bezeichnet werden kann. Die Stellung, die sie zu ihm einnehmen,
zeigt, wie man seinen Gedanken, auch wenn sie sich nicht auf die reine
Philosophie bezogen, autoritative Kraft dadurch zu geben wünschte, dass man sie
dem Hegelschen System anpasste. So giebt Marx der ökonomischen Entwicklung
die Form der Hegelschen Dialektik: »Die kapitalistische Produktions- und
Aneignungsweise, daher das kapitalistische Privateigentum, ist die erste Negation
des individuellen, auf eigne Arbeit gegründeten Privateigentums. Die Negation
der kapitalistischen Produktion wird durch sie selbst, mit der Notwendigkeit
eines Naturprozesses, produziert. Es ist Negation der Negation». (Zitiert nach
Engels, »Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft», S. 136.) Dass
dies nach Marx’ eigener Aussage nur ein Kokettieren mit Hegelscher Ausdrucksweise
ist, und dass die Dialektik für ihn eine andere Bedeutung hat als bei
Hegel (siehe hierüber Hägerström, »Social teleologi i Marxismen», Uppsala 1909),
macht es ja nicht weniger bezeichnend für die Bedeutung, die man Hegel
zugeschrieben haben muss, wenn er dennoch zu seiner Darstellung das Hegelsche
Gewand lieh. Engels sieht in der deutschen klassischen Philosophie, deren
Höhepunkt und Abschluss für ihn Hegels System war, den Ursprung der deutschen Arbeiterbewegung! »Die deutsche Arbeiterbewegung ist die Erbin der
deutschen klassischen Philosophie» (»Ludwig Feuerbach», S. 58.) Und gegen
Feuerbachs Verwerfung der Hegelschen Lehre wendet er ein: »Und ein so
gewaltiges Werk wie die Hegelsche Philosophie, die einen so ungeheuren
Einfluss auf die geistige Entwicklung der Nation gehabt, liess sich nicht dadurch
beseitigen, dass man sie kurzer Hand ignorierte» (S. 12.) Dass nun Engels’
Auffassung von Hegel wohl eine fast karrikierende Missdeutung ist, ist eine
andere Sache.

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