Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 20. Der letzte grosse Aufbruch
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262 Zwanzigstes Kapitel,
Es war jehr hart, mein unbegrenztes Vertrauen zu diesem Manne jo
belohnt zu jehen! Ich fand es nach diefem Schlage in Ticharchlif
heißer und drücender als je und ich jehnte mich von dort hinweg nad)
der friichen Hochlandsluft, die, wie ich hoffte, diese trübe Erinnerung
bald verwehen wirde. Doc bevor wir aufbrachen, schickte ich an
Konsul Betrowjfij einen bejonderen Kurier, der einige Wochen vor Islam
in Kaschgar anfam. Lebterer wurde infolgedejjen gleich bei jeiner An—
funft verhaftet und fein Gepäd unterfucht; dann wurde er wieder frei-
gelajien, aber nur unter der Bedingung, daß er fich nicht eher aus Kajch-
gar entfernte, als bis ich dorthin zurückgefehrt jei, — ein Jahr darauf!
Er war da gealtert und gebrochen, ließ fich aber, troß der vielen
Zeugen, die fich zu den VBernehmungen einftellten, nicht bewegen, ein
Gejtändnis abzulegen. Er wurde nach Osch gebracht und zu Zwang$-
arbeit in Sibirien verurteilt, doch gelang es mir, die Verwandlung
diefer Strafe in vierzehn Tage Gefängnis zu erwirken; ganz ftraflos
wollten ihn die russischen Behörden nicht ausgehen lafjen. In Osch
sah ich ihm nicht wieder und wollte ihn auch nicht mehr jehen. Seine
Geschichte war zu Ende, für mich war er tot. Er tat mir recht leid; er
hätte jebt in jeiner Vaterftadt ein geachteter, angejehener Mann jein
können, statt dejjen hatte er fich jelbjt ruiniert und feine Zukunft verrichtet.
Mit diejer traurigen Gejchichte verglichen, war ein anderes Mif-
geschick, das wir in Ticharchlif hatten, die reine Bagatelle. Am Abend
des 16. Mat langte eine Karawane von zehn mongolischen Pilgern aus
Tarbagatai an und ließ fich in einem Haine draußen vor dem Bafare
nieder. Schagdur und der Lama Hatten fie schon in Kara-schahr ge:
troffen und wußten, daß Lhasa ihr Ziel war. Wir konnten nicht auf-
brechen, ohne daß fie von unjerer Eriftenz erfuhren, und überdies wären
fie auch bald dahinter. gefommen, daß wir auf dem Wege nad) Tibet
waren. Ohne Zweifel würden fie die Gegend von Lhasa vor und
erreichen und die tibetischen Behörden von unferem Herannahen unter-
richten. Als wir am Morgen des 17. Mai Ticharchlif verliehen,
machten wir Daher erjt einen großen Umweg in entgegengejegter Rich—
tung, bevor wir nad) den nördlichiten Bergketten von Tibet zogen.
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