- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 3. Die Moralphilosophie

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AXEE hägerström 79
Erstreckung des Handelns und Wollens über einen weiteren Kreis,
ist implizit bereits eine Lockerung der Normen, die für den engen
und engsten Kreis galten. Platon erklärt, an einer Stelle der Re-
publik, dass gerade die einander widersprechenden Wahrnehmungen
den eigentlichen Anfang der begrifflichen Erkenntnis bilden; denn sie
sind »Parakleten des Denkens», sie rufen das Denken zur Lösung
des Widerspruchs herbei. Und Kant hat diesen Gedanken vom
Theoretischen ins Praktische gewandt. Er geht in seiner Geschichts-
philosophie davon aus, dass der »Antagonismus» der menschlichen
Triebe es ist, der zuletzt zur Schaffung einer sozialen Ordnung
überhaupt und innerhalb derselben zu immer weiteren und umfassen-
deren Einheiten führt.1) Die philosophische Ethik schliesst diese
Entwicklung ab, indem sie es wagt, die Frage nach einem universellen
Bezugssystem aufzustellen. Sie greift damit nicht schlechthin ins
Leere; sie verlässt den Weg nicht, den das »natürliche» Bewusst-
sein eingeschlagen hat; aber sie sucht ihn bis zu Ende zu gehen und
ihm sein eigentliches Ziel zu weisen. Die Idee einer »Einheit des Wil-
lens» bezeichnet freilich nichts, was unmittelbar verwirklicht ist; sie
ist gewissermassen nur der »unendlich-ferne Punkt», auf den wir die
Rechtserfahrung und die soziale Erfahrung beziehen. »Die trans-
zendentalen Ideen» — so erklärt Kant — »sind niemals von konstitu-
tivem Gebrauche, so dass dadurch Begriffe gewisser Gegenstände
gegeben würden, und in dem Falle, dass man sie so versteht, sind es
bloss vernünftelnde (dialektische) Begriffe. Dagegen aber haben sie
einen vortrefflichen und unentbehrlich-notwendigen regulativen Ge-
brauch, nämlich den Verstand zu einem gewissen Ziele zu richten, in
Aussicht auf welches die Richtungslinien aller seiner Regeln in einem
Punkt zusammenlaufen, der, ob er zwar nur eine Idee (focus imaginarius)
. . . ist, dennoch dazu dient, ihnen die grösste Einheit neben der gröss-
ten Ausbreitung zu verschaffen. »2) Auch im Praktischen muss diese
Forderung der »grössten Einheit» immer wieder gestellt werden; gerade
weil die Erfahrung uns zeigt, dass sie in ihr niemals adaequat erfüllt
oder erfüllbar ist.
Dass Hägerström diese Einheits-Forderung im Aufbau seiner Er-
,) Vgl. Kant, Ideen zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht,
S. W. (Ausg. Cassirer) IV, 155 ff.
2) Krit. d. r. Vern., 2. Aufl., S. 672.; S. W. (Cassirer) III, 441.

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